Gleich legalisieren?

Abgesehen davon ist es durchaus denkbar, dass gewisse Gentherapien auch erlaubt sein werden. Wenn dereinst Patienten mit Muskeldystrophien durch Gentherapie geheilt werden, muss es auch den Athleten erlaubt sein, eine Muskelverletzung mit genetischer Behandlung schneller zum Heilen zu bringen. Wann aber ist die Grenze zum unerlaubten Muskelaufbau überschritten? Die Antidoping-Behörde müsste eine detaillierte Liste erstellen, die zwischen erlaubter Therapie und unerlaubter Leistungssteigerung unterscheidet, so wie sie es mit den verbotenen Chemikalien getan hat.

Wenn der Kampf gegen Gendoping schon verloren ist, bevor er richtig begonnen hat, warum also nicht einfach die Gentherapie als medizinische Unterstützung für Athleten zulassen? Gentherapie wäre dann einfach ein weiteres technologisches Hilfsmittel, mit dem sich Athleten auf ihren harten Job vorbereiten. So wie sie mit Höhentraining oder in Druckkammern ihren Körper zur Produktion von mehr roten Blutkörperchen anregen. So wie die technische Verbesserung von Schuhen, Laufbahnen, Sportgeräten und –Hilfsmittel Teil des Sportbusiness sind und die Begeisterung des Publikums nicht mindern.

Genetische Methoden zu verbannen, wäre keine Lösung, meint etwa Andy Miah, der Autor des ersten Buches zum Thema. «Ein Bann treibt die Technologie nur in die Hinterhoflaboratorien und die Athleten in die Hände von üblen Geschäftemachern.» Miah geht in seiner Argumentation aber noch einen Schritt weiter und macht die Frage über Gendoping im Sport zu einer generellen Frage über die genetische Zukunft des Menschen. «In der Debatte über Gendoping geht es darum, welche Art von Menschen zählen. Sport bietet eine Gelegenheit, die genetische Verbesserung des Menschen auszuprobieren, und sie danach auf die gesamte Gesellschaft zu übertragen.»

 

Design & Development: www.humandigital.ch